Nicht das Böse bekämpfen, sondern das Gute fördern

Am Montagabend besuchte Benjamin Stückelberger, Pfarrer und Krimiautor, das Freifach «Psychologie des Bösen». Amelie Riechsteiner, 4b, war dabei. Hier ihr Bericht.

Ausschnitt aus dem Buchcover «Auf der Kanzel» von Benjamin Stückelberger.

Gespannt hörten die Besucher:innen des Freifachs «Psychologie des Bösen» (Leitung Mirta Boesch) der Vorstellung von Stückelberger Krimis «Auf der Kanzel» zu. «Ich habe entschieden, nicht mehr das Böse zu bekämpfen, sondern das Gute zu fördern.» Fesselnd beginnt die Geschichte eines ehemaligen Polizisten, der nun das Pfarramt anstrebt.

Als er später auf den russischen Mafiaboss trifft, den er nie verhaften konnte, frustrierte ihn das so sehr, dass er «in Gottes Namen» diesen erschoss. Nachdem er uns Ausschnitte aus seinem Buch vorgelesen hatte, liess uns Stückelberger bei diesem Cliffhanger und eröffnete die Diskussion.

Nun stellt sich die Frage, wie eigentlich ein Pfarrer auf die Idee kommt, Krimis zu schreiben? Ein Pfarrer sollte doch barmherzig sein und keineswegs Gewaltfantasien haben, oder? Die Idee der Geschichte kam ihm in einem Traum, den er sich aufschreiben musste. Dieser sei ein guter Plot für einen Krimi, dachte er sich.

Fünf Jahre später kam Corona und nun hatte er Zeit, diesen Traum wieder auszugraben und in ein Buch zu packen. Mit der Veröffentlichung wollte er einerseits den Leser:innen eine spannende Geschichte bieten, andererseits sich aber auch vom Standard des klassischen Pfarrbildes lösen und sich so seiner «bösen» Seite stellen.

Mit der Unterscheidung zwischen «Gut und Böse» beschäftigt sich Stückelberger oft. Zum einen braucht es das Böse, sodass spannende Krimigeschichten entstehen können, zum anderen stellt sich aber auch im Pfarramt die Frage des Bösen. So kommen auch Himmel und Hölle – der Ort frei vom «Bösen» und der Ort gefüllt damit – in der Diskussion auf. Die Frage, ob man nichts «Böses» tun darf, um in den Himmel zu kommen, wurde ihm daraufhin gestellt. «Wir müssen uns nicht den Himmel verdienen, sondern uns unseren schlechten Taten stellen», so der Pfarrer. Er meint, dass das Böse grundsätzlich in jedem Menschen stecke und man es nicht einfach verdrängen dürfe in der Hoffnung, dass es dann weg sei. Man sollte stattdessen lernen, damit umzugehen.

Im Krimi wird «Gut und Böse» durch den Protagonisten faszinierend dargestellt. Seine inneren Gegensätze sind dabei ausschlaggebend, denn mit dem Wunsch, «Böses» aus der Welt zu schaffen, wird mit dem Mord des Mafiabosses gleichzeitig wieder «Böses» in die Welt gebracht. Stückelberger schliesst an die Verdrängung des «Bösen» an und meint: «Du bekämpfst etwas ausserhalb von dir, was gleichzeitig in dir ist.»

Jetzt schreibt der Pfarrer grösstenteils Kurzgeschichten, was ihn nicht zu stören scheint. Er meint nur: «Da kann man auf 25 Seiten jemanden umbringen und schon hat man eine Geschichte.»

Amelie Riechsteiner