«Mein Herz setzte aus»
Am Morgen nahmen unser Deutschlehrer Andrea Schmid, die KUE-Schüler:innen Anjana Schnetzer, Gavriel Harvey, Luzian Bürgi und ich um 11 Uhr den Zug nach Zürich. Während der Fahrt versuchte ich, meine Nervosität zu verdrängen. Nach einem schnellen Mittagessen gingen wir zum Veranstaltungsort nahe der Universität Zürich. Anfangs wirkte der Saal leer, doch kurz vor der Eröffnungsrede füllte er sich plötzlich, sodass viele sogar stehen mussten. Nach einer freundlichen Begrüssung durch eine «Jugend debattiert»-Mitarbeiterin, die noch einmal die Regeln erklärte und die Themen vorstellte, die wir einen Tag vorher erfahren hatten, begann die erste Debatte.
Beim Thema «Soll es in der Schweiz zusätzliche Anreize für junge Erwachsene geben, in ihre Altersvorsorge zu investieren?» vertrat ich gemeinsam mit meinem Partner die Pro-Seite. Unsere Argumente drehten sich darum, dass die AHV allein nicht mehr ausreicht, während die Gegenseite forderte, die AHV stärker auszubauen, statt private Vorsorge zu fördern. Meine Nervosität verschwand während der Debatte schnell, und wir erhielten positives Feedback von der Jury.
In der zweiten Runde ging es darum, ob die Schweiz mehr investieren sollte, Grossveranstaltungen wie die Olympischen Spiele oder den ESC auszurichten. Mein Gegner war ein guter Redner, der sich später als Finalgewinner herausstellte. Das Jury-Feedback fühlte sich diesmal jedoch kritischer an und verunsicherte mich etwas. Danach begann die lange, nervenaufreibende Wartezeit bis zur Verkündung der vier Finalist:innen. Alle versammelten sich im Saal, um die Bekanntgabe zu hören.
Zwei Jungen wurden bereits nach vorne gerufen, dann wurde ein dritter Name vorgelesen: «Elena.» Mein Herz setzte aus. War ich gemeint? Ich war völlig verwirrt, denn eigentlich heisse ich Elea, nicht Elena. Verunsichert schaute ich zu meiner Mutter und meiner Schwester, die mich anlächelten und begeistert klatschten. Erst da verstand ich, dass ich gemeint war und jemand meinen Namen falsch vorgelesen hatte. Ungläubig ging ich nach vorne und nahm mein Diplom entgegen.
Die Finaldebatte behandelte die Frage, ob es im Spitzensport eine Kategorie für diverse Geschlechteridentitäten geben soll. Ich erhielt die Contra-Seite. Beide Teams hatten starke Argumente, doch die Pro-Seite punktete mit moralischen Aussagen besonders gut. Letztlich belegte ich knapp den dritten Platz und wurde Reserve für das nationale Finale in Bern, denn wer es unter die ersten beiden Plätze schafft, vertritt die Nordschweiz.
Obwohl ich zunächst enttäuscht war, überwog am Ende doch der Stolz, vor allem, weil ich trotz meines England-Austauschjahres, das dieses Semester begonnen hat, tatsächlich nach Bern fahren kann. Ein langer Tag ging vorbei, voller Überraschungen und Emotionen, an den ich mich noch lange erinnern werde.