Es ist kein Zufall, dass die Römer unter Kaiser Augustus genau in der Gegend der heutigen Ortschaften Brugg und Windisch ein Legionärslager gründeten. Die Aare, die Reuss und die Limmat, die nordöstlich von Vindonissa zusammenfliessen, lieferten Trinkwasser für mehrere tausend Soldaten, erleichterten den Personen- und Gütertransport und erschwerten möglichen Angreifern den Zugang zum Lager und zur keltischen Siedlung rundherum. Auf einem Fussmarsch von Turgi nach Windisch konnten wir uns selbst ein Bild davon machen, wie die drei Flüsse mit ihren verzweigten Seitenarmen die Gegend um das Legionärslager geprägt haben.
Die durchtrainierten römischen Legionäre hätten über unsere kleine Wanderung nur gelacht, aber wir waren doch froh, als wir nach einer guten Stunde beim Vindonissa-Museum ankamen. Doch von Verschnaufpause konnte keine Rede sein, wir stürzten uns gleich richtig hinein in die antike Welt und bestaunten in einer Führung durch die Sammlung viele Ausrüstungs- und Alltagsgegenstände aus der archäologischen Grabung in und um Windisch.
Die zivile keltische Siedlung, die sich nach und nach um das Militärlager gebildet hatte, bot auch vielfältige Möglichkeiten, sich zu vergnügen. Im Amphitheater konnten die Massen einer Freizeitbeschäftigung frönen, die wir heute mit kritischem Auge betrachten. Blutige Gladiatorenkämpfe, grausame Tierhetzen und sogar Hinrichtungen standen auf dem Programm der Volksbelustigungen. Eine Hochkultur hat eben auch ihre Schattenseiten. Wir waren um einiges anständiger und haben im Amphitheater brav unser Picknick genossen. Die Helden und Heldinnen der heutigen Zeit bewiesen ihre Parcours-Skills, indem sie mutig von Mauer zu Mauer hüpften.
Diese offensichtlich reichlich vorhandene Energie wurde dann direkt ins Nachmittagsprogramm investiert: Auf einer Spieltour mussten die einzelnen Gruppen Rätsel lösen, um schliesslich das ausgebüxte Kamel wiederzufinden. Ein Kamel in Vindonissa? Durchaus, hatten die römischen Machthaber doch ein Faible für alles Exotische und Extravagante. So blieb von diesem Tag der Eindruck eines Militärlagers als Bindeglied zwischen Gross und Klein: Als Schnittstelle zwischen der unmittelbaren Umgebung, der keltischen Zivilbevölkerung und den lokalen Händlern auf der einen und dem imperium Romanum mit seinem Drang zur Expansion, seinem Durst nach Blut und seinen vielfältigen kulturellen Errungenschaften auf der andern Seite.