Was Schule mit uns macht

Erinnerungen, Prägungen: Was im Rückblick auf die Schulzeit bleibt, lesen Sie im aktuellen Wochenbrief.

Letzte Woche kam Besuch aus Thun an die KUE. Eine Delegation aus einer Berufsmaturitätsschule wollte sich über unser Themenwochenkonzept informieren.

In der Schulleitung ergab sich ein anregender Austausch über das, was uns als Lehrpersonen wichtig ist. Wir sprachen auch darüber, dass aus der Schüler:innen-Sicht die Sache manchmal ganz anders aussieht. Ein Thuner Kollege wies darauf hin, wie die Ehemaligen jeweils einige Jahre nach der Matur über ihre Schulzeit berichten. Was für sie erwähnenswert ist, gehört in der Regel nicht zum Fach-Unterricht. Eher im Gedächtnis bleiben besondere Anlässe, aussergewöhnliche Lektionen, Ausflüge, Begegnungen, Projekte.

Unsere Themenwochen haben das Potenzial, Schüler:innen solche besonderen Erfahrungen machen zu lassen, die im üblichen Stundenplan-Takt weniger gemacht werden können. Auch deshalb interessieren sich die Kollegen aus Thun für unsere Konzepte.

Bei mir persönlich löste der Besuch noch andere Erinnerungen aus. Die 4. und 5. Klasse meiner Primarschulzeit verbrachte ich nämlich in dieser schönen Stadt, dem «Tor zum Berner Oberland», wie es in der touristischen Werbung heisst. Die Erinnerungen an den Unterricht sind allerdings nicht nur gut. So wurde ich beispielsweise noch von Lehrern geschlagen oder völlig willkürlich bestraft für Dinge, die ich gar nicht gemacht hatte. Es waren andere Zeiten, und darüber liesse sich ein längerer Text schreiben.

Was mir aber zuerst in den Sinn kam und was ich hier erwähnen will, ist das Geschichtsheft aus der 4. Klasse. Da stehen wunderbare Sätze drin, wie zum Beispiel: «Die Helvetier waren hochgewachsene kluge und tatenlustige Leute. Sie kleideten sich in grobe Tücher, die ihre Frauen aus Wolle oder Flachsfasern gesponnen hatten.»

Besonders beeindruckend ist die Darstellung des sterbenden Helvetiers, der bei Bibrakte gegen eine Übermacht von Römern kämpfen musste (siehe Bild oben).

Mit der grössten Selbstverständlichkeit vermittelte man uns damals eine Art Patriotismus, die von der Idee der Geistigen Landesverteidigung geprägt war. Diese Tatsache blendet man manchmal aus, wenn heute die Schule angegriffen wird, weil sie Themen behandelt, die politisch relevant sind. Schule war immer ein Spiegel der Gesellschaft. Und dass im Unterricht bewusst und sorgfältig kontroverse Fragen analysiert und diskutiert werden, ist wichtig für unsere Gemeinschaft.

Martin Zimmermann

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