«Schlechter Unterricht ist Unterricht, der für alle langweilig ist.»

«An der in der Sache und ihrer instruktiven Mitteilung engagierten Lehrkraft führt kein Weg vorbei.» Mehr zu diesem Satz von Jürgen Kaube erfahren Sie im Wochenbrief.

Ich habe mich lange gewehrt. Ein Buch mit dem Titel «Ist die Schule zu blöd für unsere Kinder?» wollte ich eigentlich nicht lesen. Aber es stand im Lehrerzimmer; die Uetiker Bibliothekarinnen hatten es als Lesevorschlag dort platziert. Und weil es mir dort mit seinem gelbschwarzen Umschlag immer wieder aufgefallen war, nahm ich es vor wenigen Tagen doch in die Hand, begann zu lesen und kaufte es gleich auf dem Nachhauseweg.

Jürgen Kaube, der Autor des interessanten Buchs mit dem unglücklichen Titel, hat sich intensiv mit der Frage auseinandergesetzt, wie denn eine bessere Schule aussehen könnte. Viele seiner Aussagen gefallen mir so gut, dass ich hier einige wenige nennen will.

Für Kaube ist «das Üben von Aufmerksamkeit» eine der wichtigsten Aufgaben der Schule. Immer wieder betont er, dass sich der Unterricht nicht den Medienangeboten, denen die Jugendlichen ausgesetzt sind, anpassen darf. Nicht bespassen solllen wir die Schüler:innen, sondern ihr Interesse wecken. Kaube wünscht sich, dass Lehrer:innen und Schüler:innen länger bei einem Thema verweilen. Es sollen verschiedene Zugänge und Fragestellungen ausprobiert werden, die geduldiges Nachdenken ermöglichen.

«Schüler füllen heute viel mehr aus, als dass sie schreiben.» Kaube kritisiert die Vorstellung, mit Arbeitsblättern liesse sich Wissen einfach anhäufen. In der Schule müsse es vielmehr darum gehen, sich mit wichtigen Problemen auseinanderzusetzen. Gefragt ist Vertiefung und nicht das vollständige Abarbeiten von Stoffplänen.

Lehrpersonen brauchen deshalb Autonomie, um Wissensgebiete auszuwählen, an denen exemplarisch etwas gelernt werden kann. «Wenn eine Schülerin das Gymnasium verlässt, ohne von Karl dem Grossen (…) gehört zu haben, aber an anderen Figuren, Epochen, Zeiten gelernt hat, wie sich Vergangenheit erschliesst, ist kein Fehler gemacht worden.» Grundlegende Fähigkeiten wie Lesen, Schreiben und Rechnen hingegen müssen schlicht und einfach geübt werden, sagt Kaube. Dafür braucht es Zeit und Beharrlichkeit, und zwar bei allen Beteiligten: bei Eltern, Schüler:innen und bei den Unterrichtenden.

Kaube plädiert denn auch für Lehrerinnen und Lehrer, die keine Angst haben, ihre Autorität wahrzunehmen. Natürlich spricht er sich nicht für die alte Paukerschule aus, sondern für eine Schule, die mit Überzeugung «Freude, Anregung und Denken» bewirkt. Das ist nicht möglich ohne engagierte und fachlich kompetente Lehrerinnen und Lehrer.

Ich danke den Uetiker Bibliothekarinnen für den Lesetipp!

Martin Zimmermann

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