Pläne, Vorsätze, Ziele, Wünsche

C.F. Meyers Novelle «Der Schuss von der Kanzel» beginnt in Uetikon. Was das mit dem neuen KUE-Jahr zu tun haben könnte, lesen Sie im Wochenbrief.

Von der Uetiker Kirche aus hat man einen sehr klaren Blick auf See und Berge. Das ist besonders an Föhntagen eindrücklich, wenn alles ganz nahe und greifbar erscheint. Der Schriftsteller C.F. Meyer (1825 -1898) muss den Aussichtsplatz selber gekannt haben, stellt er diesen Ort doch so bildhaft an den Beginn seiner Novelle «Der Schuss von der Kanzel».

Meyer lässt zwei Männer von der Kirche «Ütikon» aus in Richtung See gehen. Der eine der beiden – Pfannenstiel genannt – überquert dann den See und findet auf der anderen Seite (in «Mythikon») die Erfüllung seiner tiefsten Wünsche: eine Ehefrau und eine berufliche Stellung. Dass er seine Ziele erreicht, liegt aber weniger an ihm als an anderen, die den Lauf der Dinge so geschickt einfädeln, dass die Geschichte zu einem Happy End kommt.

Als Thema für den ersten Wochenbrief des Jahres 2020 passt das wunderbar. Wir alle kennen das Bedürfnis, an der Schwelle zu einem neuen Jahr, ja sogar zu einem neuen Jahrzehnt, Wünsche zu entwickeln, Erwartungen zu formulieren, Pläne zu schmieden.

Nach der Lektüre von C.F. Meyers Novelle wird man sich aber hüten, allzu optimistisch auf die berühmten Silvester-Vorsätze zu bauen. Zu stark führt Meyer menschliche Schwächen vor, die schon manche gute Absicht durchkreuzt haben. Immerhin lässt er den Protagonisten General Wertmüller, der mit seiner geschickt konstruierten Intrige schliesslich alles zum Guten führt, relativ versöhnlich sagen: «[Mein] Plan ist auf die menschliche Unvernunft gegründet und somit tadellos. Aber etwas Chance gehört zu jedem Erfolg.»

Für die KUE gilt die erste Aussage natürlich nicht. Unseren Plan für die Entwicklung der Schule wollen wir möglichst vernünftig angehen, und dass unsere Planung tadellos sei, wollen wir auch nicht behaupten. Sicher brauchen wir für den Erfolg etwas Glück, «etwas Chance», wie Meyer schreibt.

Eine zweite Stelle aus der Novelle sprach mich aus Sicht der KUE besonders an: «Es gibt keine andere Stunde als die gegenwärtige. Benützt sie!» Mir scheint, das passe sehr genau zur Situation unserer neuen Schule. Selbstverständlich haben wir die Zukunft im Blick, selbstverständlich soll die Schule so aufgebaut werden, dass sie sich auch am neuen Standort am See in einigen Jahren wird bewähren können. Aber solange die KUE noch wächst, müssen wir immer auf die gegenwärtige Situation reagieren, im Wissen, dass es nächstes Jahr schon wieder anders sein wird.

In diesem Sinne wünsche ich allen ein gutes 2020. Es gibt nur ein solches KUE-Jahr, «benützt es» und macht etwas daraus!

Und ich wünsche allen, es möge ihnen das zufallen, was man sich selber nicht erarbeiten kann: die «Chance».

Martin Zimmermann

Wochenbrief_2020