«In Gruppen werden Sie eine Unterrichtseinheit mit der Klasse zu einer Wirtschaftskrise durchführen. Es ist also Ihre Aufgabe, die wichtigen Informationen zum Thema zu vermitteln. Dafür sollten Sie den Inhalt nicht nur vortragen, sondern zur Behandlung des Stoffs auch weitere Stilmittel einsetzen wie:
- Einzel- oder Gruppenaufträge
- Quiz
- News-Beiträge in Form von Radio/Podcast/Artikeln/Fernsehnachrichten
- Gespräche/Diskussionen/Debatten/Rollenspiele
Überlegen Sie sich, wie Sie guten Unterricht definieren und versuchen Sie, diese Kriterien selber umzusetzen.»
Eine Woche (Unterrichts-) Zeit haben die 5. Klässler*innen im Schwerpunktfach Wirtschaft & Recht erhalten, um eine Lektion zu einer Wirtschaftskrise zu gestalten und meinen Erwartungen an sie gerecht zu werden – und diese waren hoch: ein umfassendes Handout zur Wirtschaftskrise, eine genaue Ablaufplanung des Unterrichts mit allen Lernschritten sowie alle Materialien wie Arbeitsblätter mit Musterlösungen mussten vorzeitig an mich abgegeben werden. Der Auftrag war klar: Die Schüler*innen sollten nicht vortragen, sondern unterrichten.
Ich musste oft schmunzeln, als ich die Gespräche zur Organisation des Unterrichts mitgehört habe. Viele haben den Aufwand völlig unterschätzt. Bei uns Lehrpersonen sieht Unterrichten vielleicht sehr einfach aus. Was sollte daran auch schwierig sein? Wie hoch hingegen der Aufwand ist und wie viele Überlegungen dahinter stehen, haben einige wohl erst gegen den Schluss erkannt.
Geschafft haben die Vorbereitung alle und ich durfte während neun Lektionen in die Rolle der Schülerin schlüpfen. Diese Gelegenheit wollte ich mir wirklich nicht entgehen lassen und das hat sich auch absolut gelohnt, denn ich kam aus dem Staunen nicht mehr heraus.
Die verschiedenen Erwartungen der Anspruchsgruppen im Ukraine-Russlandkrieg und deren Auswirkungen auf die Wirtschaft wurden mit einem Rollenspiel aufgezeigt, welches wir Schüler*innen in der Lektion vorbereiten mussten. Geendet hat die Lektion mit einer hitzigen Debatte im Plenum und ich musste mich zusammen reissen, um nicht emotional zu werden.
Wie die Immobilien- zu einer Finanzkrise geführt hat, wurde von einer anderen Gruppe auf die einzelnen Teilchen der Kausalkette heruntergebrochen und grafisch visualisiert und erläutert. Ich war begeistert von dieser publikumsgerechten Vermittlungsart und mein Lehrerinnenherz hat vor Freude geweint.
Welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede die Rettung der Credit Suisse mit der Rettung der UBS im Jahr 2008 hat, konnte wiederum eine andere Gruppe mit einem Newsbeitrag und Arbeitsblatt so gut aufzeigen, dass ich mit Erlaubnis der Schülerinnen die Materialien gleich im Unterricht mit einer anderen Klasse verwendet habe.
Auch wenn nicht alles perfekt war und ich ab und zu gewisse Themengebiete erläutern musste, könnte ich noch lange mit meiner Schwärmerei fortfahren. Was mich besonders überrascht hat, waren meine Erkenntnisse durch den Perspektivenwechsel und wenn sie noch so klein waren: Klar formulierte Arbeitsaufträge sind für das Erledigen von Aufträgen unerlässlich. Wenn ich während Einzelarbeitsphasen gefragt wurde, ob es meinerseits offene Fragen gibt, fühlte ich mich abgeholt. Während Gruppenarbeiten wird wirklich über die Fragen/Aufgaben geredet und das sehr vertieft. Viele weisen mehr Vorwissen auf, als ich gedacht habe. Und zu guter Letzt: Während einem Kahoot ist es nicht laut, weil alle schwatzen, sondern weil alle über die Fragen diskutieren und viele den Ehrgeiz packt – so auch mich, wie man auf dem Bild erkennen kann.
Um ehrlich zu sein, kommt dieser Wochenbrief einer Hommage an meine Spf W&R Schüler*innen der 5a und 5d gleich. Bereits knapp drei Jahre konnte ich sie begleiten und ich bin auf all ihre Erfolge stolz. Und so freue ich mich bereits jetzt auf unser letztes gemeinsames Jahr an der KUE.
Anastasia Beheshti
Lehrerin für Wirtschaft und Recht
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