«Bildung ist nicht das Füllen von Eimern, sondern das Entzünden von Flammen» – dieses Zitat des irischen Schriftstellers W.B. Yeats kommt mir in den Sinn, wenn in diesen Tagen die Liste der Maturitätsarbeiten publiziert wird, die im vergangenen Jahr von unseren 6. Klässler:innen verfasst und nach den Herbstferien eingereicht wurden. Das Zitat trifft den Kern dessen, was uns mit den Maturitätsarbeiten erwartet: Die Schüler:innen entzünden auf ihre eigene Weise ein inneres Feuer für ein Thema, das persönlich und oft auch gesellschaftlich relevant ist.
Die Themen dieser Arbeiten sind so vielfältig wie die Interessen und Leidenschaften der Jugendlichen. Da gibt es etwa die Recherche „Jenseits – ein historischer Roman über die Fluchtgeschichte meines kroatisch-jüdischen Großvaters im Zweiten Weltkrieg“ – eine tiefgründige Auseinandersetzung mit Geschichte, Erinnerung und Identität. Oder die Analyse «Die Macht der Medien. Eine Medienanalyse im Fall ‚Carlos‘» – ein Thema, das den Einfluss der Medien auf unsere Wahrnehmung und unser Verständnis von Realität beleuchtet.
Doch hinter jeder dieser Arbeiten steht mehr als nur die Auseinandersetzung mit einem Thema. Hinter den Fragen, den Analysen und den Texten steckt der Wille, eigene Gedanken zu entwickeln, die Welt mit neuen Augen zu sehen und Antworten zu finden, die persönlich und zugleich universell sind. Die Schüler:innen sind nicht mehr nur passive Empfänger:innen von Wissen, sondern aktive Schöpfer:innen eigener Erkenntnisse.
Sie haben sich in die Tiefe ihrer Fragestellungen gestürzt, haben recherchiert, reflektiert und formuliert – und dabei das Bild der Welt, das sie selbst entwickelt haben, auf eindrucksvolle Weise zum Leben erweckt. Vielleicht ist nicht immer alles auf Anhieb gelungen, vielleicht gab es Schwierigkeiten und Durststrecken, das ist aber bei jedem grösseren Projekt so. Doch in den allermeisten Fällen wurden diese erfolgreich überwunden. Am Schluss bleibt der Stolz auf eine aussergewöhnliche Leistung, die die Jugendlichen zum ersten Mal in dieser Grösse erbracht haben.
Wir dürfen auf jeden Fall gespannt sein auf die Beiträge der Schüler:innen und darauf, wie sie ihre Themen vertieft haben. So zeigt sich der Erfolg ihrer Arbeiten nicht nur in der erlangten Fachkompetenz, sondern auch in der Leidenschaft und der Eigenständigkeit, mit der sie ihre Projekte verfolgen.
Mit den Präsentationen der Maturitätsarbeiten rückt ein spannender Höhepunkt des Schuljahres näher und am Samstag ist es wieder so weit: Unsere 6.-Klässler:innen stellen ihre Arbeiten vor, in denen sie sich jenseits von Lehrplänen und vorgegebenen Themen auf eine ganz persönliche Reise begeben haben.
Ich wünsche allen Maturand:innen viel Erfolg; mögen sie ihre Begeisterung für ihr Thema auf die Zuschauer:innen übertragen und ein Feuer entzünden.
Karin Hunkeler
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