«Lust des Gemüths»

Herzlich willkommen im Schuljahr 22/23!

Ich freue mich, im Namen der ganzen KUE mehr als 150 neue Schülerinnen und Schüler begrüssen zu dürfen. Herzlich willkommen!

Liebe «Neue», für die Probezeit und eure weitere schulische und persönliche Entwicklung wünsche ich euch alles Gute!

Den 150 neu eintretenden Schüler:innen stehen die 55 Maturand:innen gegenüber, welche wir im Juli haben verabschieden können. Die KUE wächst also weiter, dieser Wachstum wird sichtbar an der neuen Turnhalle und den dazu gehörenden Garderoben, die wir nach den Herbstferien in Betrieb nehmen dürfen.

Zum Glück können wir zudem im Riedstegzentrum Räume übernehmen, in denen Halbklassenunterricht stattfinden wird. Dort entsteht aber vor allem auch Platz für individuelle Arbeit und Besprechungen.

In einem Jahr soll dann der zusätzliche Trakt C zur Verfügung stehen, dessen Bau in den nächsten Monaten in Angriff genommen wird. Dank der Modulbau-Technik wird in sehr kurzer Zeit der Schulraum geschaffen, den wir so dringend benötigen.

Müsste man das Schuljahr 22/23 unter ein Motto stellen, könnte man also den ersten Satz des Leitbilds zitieren: Die KUE ist eine Schule des Wandels.

Etwas spezifischer möchte ich hier aber noch einen Gedanken für das neue Schuljahr aufnehmen, der in den Sommermonaten in verschiedenen Medien formuliert worden ist. Auf die Frage, wie die Schule des 21. Jahrhunderts aussehen soll, kam zuerst immer grundsätzliche Kritik an der Schule. Das sogenannte Bulimie-Lernen (in den Kopf stopfen und an der Prüfung wieder definitiv von sich geben) ist offensichtlich vielen ein Dorn im Auge.

Die Aussage ist nicht neu: Schon Johann Georg Hamann (1730 – 1788) schrieb vom «todten Gedächtnisswerke der Regeln und dem mechanischen Tagewerke der Lectionen». Dagegen propagierte er eine Schule, in der die Schülerinnen und Schüler mit ihrem ganzen Wesen involviert sind: «Alle unsere Erkenntniskräfte hängen von der sinnlichen Aufmerksamkeit ab; diese wiederum beruht auf Lust des Gemüths an den Gegenständen selbst.»

Hamann erwähnt auch Schwierigkeiten, die man als Lehrer haben kann. Seine Haltung in dieser Situation: «Je weniger meine Kinder lernen wollen; desto hitziger würde ich seyn von ihnen zu lernen.»

Dies erinnert stark an die berühmte Studie von John Hattie, der die Faktoren erfolgreichen Unterrichts formuliert hat.

Gemäss Hattie versuchen die „guten“ Lehrerinnen und Lehrer, mit den Augen der Lernenden zu sehen. Aus dem Verständnis der beobachteten Lernprozesse heraus geben sie gezielte Feedbacks, sodass die Schülerinnen und Schüler fähig werden zu sehen und zu benennen, was ihnen beim Lernen hilft und was sie daran hindert. Damit werden die Lehrenden zu Lernenden und die Lernenden in einem gewissen Sinn zu Lehrenden.

Martin Zimmermann

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