In einer normalen Schulwoche findet der Unterricht in etwa einem Dutzend Fächer statt, in einer Mischung aus Einzel- und Doppellektionen. Das sind – während rund 35 Stunden - in der Regel mehr als zehn verschiedene Themen, und auf jedes einzelne müssen sich die Klassen einlassen. Werden in einem Fach zwei Schwerpunkte parallel behandelt – etwa Literatur- und Grammatikunterricht in einer Fremdsprache – ist die Vielfalt noch grösser. Das ist ein grosser Reichtum und viel Abwechslung. Nicht selten ist es die Rettung für Schüler, die die langen Schultag nur durch Zappen von einem zum anderen überstehen. „In 45 Minunten backen wir viel kleine Brötchen“, so hat es ein Kollege einmal beschrieben. Verzettelung ist vorprogrammiert, und es fällt schwer, über die Disziplinen hinauszudenken und Zusammenhänge zu sehen.
Dieser systembedingten Verengung soll an der KUE auf unterschiedliche Weise entgegengewirkt werden. Zum Beispiel durch die Themenwochen. Die vier Wochen finden übers Jahr verteilt in unterschiedlichen Formen statt: etwa wie im letzten Herbst mit einem Schwergewicht auf thematischen Exkursionen oder wie jetzt, in der ersten Adventswoche, als Fokussierung auf ein Oberthema. Alle Lehrerinnen und Lehrer sind aufgefordert, in mindestens einer Lektion etwas zum Thema Licht zu machen. Der Zugang soll fachspezifisch sein, aber es muss nicht ins gerade aktuelle Thema passen. Ob sie den Stoff, an dem sie grad sei, unterbrechen dürfe, fragte eine Lehrerin. Ja, das ist sogar nötig, anders geht das nicht. So entstehen hoffentlich, ohne dass die Gitterstruktur des Stundenplanrasters aufgelöst würde - das heisst mit einem Minimum an organisatorischem Aufwand - Querverbindungen und Lichtblicke. Und vereinzelt gehen die Klassen auch raus: etwa nach Baden ins Museum Langmatt, wo es grad eine Impressionistenausstellung zum Thema gibt oder auf einen Nacht-OL.
Das Thema „Licht“ wurde für diese erste Dezemberwoche von der Schulleitung festgelegt, aus Zeitgründen und weil die Strukturen der Mitbestimmung noch nicht etabliert sind. Nächstes Jahr soll das Winterthema gemeinsam mit der Schüler- und Lehrerschaft festgelegt werden. Welche Rolle partizipative Elemtene an der KUE spielen und noch spielen soll, davon wird in zwei Wochen die Rede sein. Vorerst aber werde Licht!
Wir wünschen eine einsichts-und erkenntnisreiche Woche – etwa anhand der Aufnahme von Java, wo das Licht gerade dort, wo es nicht ist, die Besiedlungsstruktur der Insel sichtbar macht: Sie ist durch und durch von den vielen Vulkanen bestimmt, die man als schwarze Löcher sieht.
Jürg Berthold, Prorektor
WB2108_49