Das war ein Aufsteller. Zweifellos war ich nicht der einzige, der sich freute, als das sehr schön gestaltete Plakat plötzlich im Treppenhaus zu sehen war: „KUE isch Läbe. KUE isch geil.“
Die Aussage entspricht unserem Leitbild, wir wollen eine Schule sein, in der den Schülerinnen und Schülern ein «grundsätzliches Wohlwollen und eine optimistische Grundstimmung» entgegengebracht wird, eine Schule also, in der sich Leben entfalten kann.
Und wir wollen durchaus auch eine «geile Schule» sein. Gemäss Duden bedeutet das: «in begeisternder Weise schön, gut; grossartig, toll».
Nun wissen wir aber alle, dass ein ausnahmsloser Glückszustand nicht zu haben ist. Das Paradies auf Erden wird auch an der KUE kaum entstehen.
Die Geschichte des Plakats ist leider ein weiterer Beleg dafür. Auf dem mittleren Bild erkennt man, dass die Arbeit, welche im Rahmen des BG-Unterrichts entstanden ist, manipuliert worden ist. Deutlicher formuliert: Jemand zerstörte die Arbeit mutwillig. Das empört mich.
Schliesslich hatte ein Schüler oder eine Schülerin sorgfältig ein Plakat gestaltet und eine (künstlerische) Aussage gemacht. Dies verdient, ernst genommen und respektiert zu werden. Selbst wenn man der Aussage nicht zustimmen kann und die KUE weniger euphorisch beurteilt, ist es schlicht und einfach rücksichtslos, ein solches Plakat zu verschandeln.
Darüber kontrovers zu diskutieren, wäre aber begrüssenswert gewesen. Über ein Gegenplakat mit Gegenthese hätte ich mich freuen können. Die Frage nämlich, ob die KUE «Leben» ist und «geil», darf man, muss man immer wieder stellen.
Es wäre ja tatsächlich auch interessant, darüber nachzudenken. Soll die Schule «schön, gut und grossartig» sein? Müsste sie auch fordernd, anstrengend und anspruchsvoll sein? Und wenn ja, warum und in welchen Bereichen? Gibt es an der KUE Dinge, die unnötigerweise langweilig, öd oder gar unsinnig sind? Wenn ja, warum? Welche Eigenschaften der Schule verhindern, dass sich Leben entfalten kann? Was macht sie lebendig?
Das Nachdenken und die Diskussionen über solche Fragen gehören zu einer guten Schulkultur, sie bringen die KUE weiter auf dem Weg zu ihrem Ziel.
Ja, wir möchten, dass die KUE Leben ist, weil man sich hier auch über schwierige Themen und in Konflikten verständigen kann.
Ja, wir möchten, dass die KUE geil ist, weil die Ansichten und Überlegungen aller ernst genommen werden.
Martin Zimmermann
PS: In der nächsten Woche findet die «Settimana della Svizzera Italiana» statt. An der KUE setzen die Italienisch-Schüler:innen mit ihrer Lehrerin Ruth Rump Akzente, um die Kultur der Südschweiz sichtbar zu machen. Mehr dazu im nächsten Wochenbrief.
Wochenbrief_2146