Internationaler Austausch als Friedensförderung

Die KUE ist internationaler geworden – durch Sprachaufenthalte. Einige Überlegungen dazu finden Sie im Wochenbrief.

Seit letzter Woche haben wir an der KUE einen Austauschschüler aus Honduras. Herzlich willkommen, José!

Zum Semesterstart sind auch die erste Schülerin und der erste Schüler an die KUE zurückgekehrt, sie hatten ein halbes Jahr im Welschland beziehungsweise in den USA verbracht. Auch diese beiden heisse ich herzlich willkommen zurück an der KUE!

Seit Januar sind zudem zwei unserer Schüler in einem Austauschsemester (in Frankreich und in Neuseeland).

Es ist interessant, die Ursprünge der Sprachaufenthaltsbewegung zu betrachten. Eine der grössten Austauschorganisationen, der afs (American Field Service), wurde im 1. Weltkrieg von amerikanischen Studenten gegründet, die sich freiwillig im Sanitätsdienst nützlich machen wollten.

«Nach ihrem Einsatz und unter dem Eindruck der Schrecken des Krieges beschlossen einige der heimgekehrten Rettungsfahrer, sich zukünftig für den Frieden einzusetzen. Sie waren überzeugt davon, dass junge Menschen, die fremde Länder entdecken und dabei kulturelle Unterschiede zwischen den Völkern erkennen und schätzen lernen, eine gerechtere und friedlichere Welt schaffen und künftige Kriege vermeiden könnten.»

(https://www.afs.ch/ueber-uns/afs-geschichte/#afs-nav-1946, abgerufen am 28.2.20)

Ich weiss nicht, ob dieser Idealismus heute bei den reisenden Schülerinnen und Schülern noch eine Rolle spielt. In unserer globalisierten Welt haben wir ja das Gefühl, wir könnten auch von Zürich aus verstehen, was in anderen Ländern passiert. Wenn im amerikanischen Wahlkampf Twitter-Meldungen Furore machen, erfahren wir das zur gleichen Zeit wie irgendeine Person in New Jersey, Iowa oder Kalifornien. Ob wir die Tweets allerdings richtig einordnen können, ist eine andere Frage.

Aus diesem Grund halte ich längere Aufenthalte in anderen Ländern für sehr wertvoll. Wer sich in eine neue Schulklasse integrieren muss, wer Einblick in das Leben einer anderen Familie bekommt, wer die Infrastruktur einer Region kennen lernt, wird das Vertraute nach der Rückkehr anders sehen und verstehen.

Solche Erfahrungen müssten dazu führen, dass man Fremdes und Unbekanntes nicht primär als Bedrohung des Eigenen wahrnimmt, und sie müssten zu einer Gelassenheit gegenüber Veränderungen führen.

Der Optimismus der afs-Gründer möge also nicht verloren gehen.

Martin Zimmermann

Wochenbrief_2010