Der englische Autor Ken Robinson, ein Spezialist in Bildungsfragen, spricht sehr kritisch über die Schule, wie sie heute in den meisten Ländern ausgestaltet ist. Sie sei im Geiste des 19. Jahrhunderts entstanden, und alle Reformbemühungen der letzten Jahre hätten sich nicht von dieser Prägung aus dem Zeitalter der Industrialisierung lösen können. Die aktuelle Situation (Globalisierung, Digitalisierung) verlange aber andere Formen von Unterricht (siehe zum Beispiel den prägnanten Ausschnitt aus einer Robinson-Rede: https://www.youtube.com/embed/zDZFcDGpL4U)

Wenn Ken Robinson recht hat, müssen wir auch die Gymnasien neu denken. Mit solch grundsätzlichen Herausforderungen werden sich die Schulleiterinnen und Schulleiter der Zürcher Kantonsschulen am Donnerstag und Freitag dieser Woche befassen. An der Retraite in Brunnen am Vierwaldstättersee lassen wir uns von verschiedenen Referentinnen und Referenten inspirieren und diskutieren deren Thesen.

Aus meiner Sicht besteht eine der grossen Herausforderungen für die Gymnasien darin, dass sie ihre Tradition nicht verleugnen, aber gleichzeitig offen sein sollen für die Anforderungen der Zeit. Wir müssen uns beispielsweise mit der schwierigen Frage auseinandersetzen, ob der bestehende Fächerkanon noch zeitgemäss ist. Aus der Perspektive der sogenannten «21st century skills» kann man sich nämlich fragen, ob nicht neue Fächer geschaffen werden sollten. In welchen Unterrichtsgefässen können die Schülerinnen und Schüler optimal so vorbereitet werden, dass sie nach der Maturität die Schule möglichst kommunikativ, kollaborativ, kreativ und kritisch denkend wieder verlassen? 

Aus meiner Sicht darf aber bei der Neugestaltung des Gymnasiums nicht vergessen werden, dass die Qualität des Unterrichts stärker von den Lehrpersonen abhängt als von den Lehrplänen und anderen Reglementen. Die Diskussion um eine zukünftige Mittelschule muss deshalb auch eine sein über Didaktik, Methodik, pädagogische Grundhaltungen.

Prorektor Berthold, der die Tagung mitorganisiert hat, und ich werden uns in Brunnen entsprechend einbringen.

Martin Zimmermann, Rektor

Wochenbrief 19_12