Halloween an der KUE

Es gruselt an der KUE – wer kreiert diese Woche das originellste Kostüm?

Zwei weisse Leintücher, eine Flasche Ketchup und viel Schminke – damit verwandelte uns meine Gastschwester morgens vor der Schule in Halloween-Zwillinge. Warum wir das machen, fragte ich. «You’ll see», antwortete sie. In der Schule angekommen, staunte ich nicht schlecht. Viele gruselige Gestalten tummelten sich in den Gängen der amerikanischen High School, an der ich ein Jahr als Austauschschülerin verbrachte. In der Schweiz war diese Tradition damals noch nicht verankert. Umso mehr faszinierte es mich, dass sich die Schule an diesem Tag so anders anfühlte. Ich kam mit Menschen ins Gespräch, die ich noch nicht kannte, scherzhaft wurden die Kostüme kommentiert und die Tatsache, dass auch einige Lehrpersonen mitmachten, gab dem Ganzen eine besondere Note.

Vor den Herbstferien kam der Vorstand unserer Schüler:innenorganisation mit dieser Idee auf die Schulleitung zu: Sie möchten die Jugendlichen einladen, an Halloween verkleidet zur Schule zu kommen. Ausserdem soll es einen Wettbewerb für die schönsten, originellsten und gruseligsten Kostüme geben. Wichtig ist ihnen dabei, dass keine neuen Verkleidungen gekauft werden, sondern dass „bereits vorhandene Kostüme mit Freude und Spass getragen werden. Selbstgebastelte Kostüme sind besonders erwünscht.“

Insbesondere der Upcycling-Gedanke soll gelebt werden. Bei diesem Vorgang werden scheinbar nutzlose Dinge und nicht mehr genutzte Stoffe in neuwertige Produkte umgewandelt beziehungsweise aufgewertet. Um die Schüler:innen bei der Gestaltung ihrer Verkleidungen zu unterstützen, führt unsere Informatiklehrerin Corinne Dascenzo, die im nächsten Semester auch das Freifach „An die Nähmaschinen – Fertig – Los!“ anbietet, einen Workshop in der Creative Hall durch. Dieser ist mit Nähmaschinen und anderen Werkzeugen ausgestattet und wird zunehmend für kreative Projekte aller Art genutzt.

Im Artikel «Wie Halloween Teil des Schweizer Brauchtums wurde» wird der Volkskundler Konrad Kuhn wie folgt zitiert: «Das Bedürfnis nach einem durch Höhepunkte gestalteten Jahreslauf besteht jedenfalls weiter, und so ist zu vermuten, dass Halloween (...) innovativ in die bestehenden Brauchlandschaften eingegliedert wird.» Das Schnitzen von Kürbissen betrachtet er als einen «Familienbrauch in der dunklen Jahreszeit» – was auch an das Schnitzen von Räbeliechtli andockt.

«An der KUE wird insgesamt innerhalb und ausserhalb des Unterrichts eine wohlwollende und wertschätzende Grundstimmung gelebt.» Dieser Aussage stimmen 94% der Schüler:innen völlig oder teilweise zu, so jedenfalls ein Ergebnis der aktuellen Online-Befragung. Was dieser Wert genau bedeutet, werden die in den nächsten Wochen stattfindenden Gruppeninterviews der externen Evaluation ergeben. Für mich steht aber fest, dass ein enger Zusammenhang besteht zwischen der gelebten Grundstimmung innerhalb und ausserhalb des Unterrichts und der Schulkultur. Die Gründe für eine gute Schulkultur sind vielfältig. Dass die Jugendlichen eigene Ideen einbringen und den Lebensraum Schule unter anderem durch Traditionen und Rituale mitgestalten können, gehört sicher dazu.

Wir sind gespannt auf die gruseligen Gestalten, die am Donnerstag die KUE bevölkern und damit Farbe in die dunkle Jahreszeit bringen werden.

Karin Hunkeler

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