Ein guter Lehrer müsse ein «interessanter Mensch sein und bleiben», schrieb mir mal ein befreundeter pensionierter Lehrer. Und: «Wirkliche Lernbereitschaft kann nur jener Lehrer erzeugen, der selbst ständig weiter lernt: wissenschaftlich, didaktisch, sozial, poetisch.»
Dass diese Aussagen auch für Lehrerinnen gelten, muss ich gar nicht erwähnen. Ich will aber auf die hohen Ansprüche eingehen, die mein Kollege formuliert hat. In seiner Wahrnehmung qualifizieren sich gute Lehrpersonen nicht als exzellente Fachpersonen – dies wird wohl einfach vorausgesetzt. Sie werden vielmehr zuerst als Persönlichkeiten beurteilt. Man muss für andere «interessant» sein.
Dann verlangt mein Kollege von Lehrpersonen auch, dass sie sich als Lernende begreifen. Es geht nicht darum, Wissen zu vermitteln, sondern selber in einem Lernprozess zu bleiben. Wer gut unterrichten will, muss dabei auch offen sein für neue Erkenntnisse.
Dass ich über die Frage schreibe, was eine gute Lehrperson ausmacht, ist kein Zufall. Die Kantonsschule Uetikon am See hat Stelleninserate publiziert. Warum ist das so? Schliesslich haben wir doch in allen Fächern Lehrerinnen und Lehrer, welche im Moment den Unterricht bestreiten.
Der Hintergrund ist ein rechtlicher. Die meisten Lehrerinnen und Lehrer sind noch an einer anderen Schule angestellt, und zwar als «Lehrperson mit besonderen Aufgaben», wie das offiziell heisst. Wenn eine Schule wie die KUE auch derartige Anstellungen vornehmen will, muss sie die Stellen ausschreiben, das ist in der Mittelschul- und Berufsschullehrerverordnung festgehalten: «Unbefristete Anstellungsverhältnisse (…) werden öffentlich ausgeschrieben.»
Die Schulleitung und Vertreterinnen und Vertreter der Schulkommission besuchen deshalb bis Weihnachten verschiedene Lehrpersonen, damit die Anstellungen an der KUE erfolgen können.
Dass wir gute Lehrpersonen suchen, versteht sich. Dass unsere Kriterien aber auch etwas weiter gefasst sind als die beiden eingangs erwähnten Punkte, erstaunt nicht. Wir sind darauf angewiesen, Lehrerinnen und Lehrer im Team zu haben, die sich aktiv beim Aufbau der KUE beteiligen wollen. Wir sind froh, dass wir schon jetzt solche Leute haben, und wir hoffen, das Team mit weiteren engagierten Personen zu ergänzen.
Martin Zimmermann, Rektor
Wochenbrief 18_44