Gesellschaftspolitische Themenwoche
Im Umwelt- und Artenschutz ist man längst dazu übergegangen, Menschen die Schönheit der Natur und die Artenvielfalt zu zeigen, um den Wert einer intakten Umwelt zu verdeutlichen. Und damit den Wunsch zu wecken, sich dafür einzusetzen. Dies gilt es nun auf die Demokratie zu übertragen. Indem man die Schönheit der Demokratie – der demokratischen Verfahren und Institutionen – hervorhebt, kann man den Wunsch wecken, sich für diese einzusetzen und an ihr teilzuhaben. Wie aber können wir als Schule unseren Jugendlichen das Gefühl und die Ermunterung geben, dass es sich lohnt, sich zu engagieren?
«Glauben Sie, dass die Polarisierung der amerikanischen Gesellschaft auch wieder abnehmen kann? Wie?», «Können Sie etwas zur Wirtschaftspolitik der USA sagen? Folgen der Inflation, Protektionismus, neue zu erwartende Wirtschaftspolitik unter Trump usw.», «Was heisst die Trump-Wahl für die Demokratie?» Dies sind nur einige der vielen Fragen, welche die 6. Klassen zuhanden von Frau Claudia Brühwiler zusammengestellt haben. Die Professorin für American Political Thought and Culture der Universität St. Gallen wird diese Woche im Rahmen der gesellschaftspolitischen Themenwoche ein Referat halten und mit unseren Maturand:innen über den Ausgang und die Auswirkungen der US-Wahlen 2024 diskutieren. Bereits im Geschichtsunterricht, wo diese Fragen gesammelt wurden, wurde deutlich, dass dieses Thema viele unserer Schüler:innen stark beschäftigt.
Eine Woche lang vertiefen sich die 6. Klassen nun mit dem Thema «US-Wahlen 2024 und Polarisierung in der Politik», organisiert und geleitet von den Fachschaften Geschichte und Wirtschaft & Recht.
Im Plenum empfangen wir Expert:innen und diskutieren deren Inputs und Analysen. Daneben vertiefen sich die Schüler:innen in einzelnen Modulen mit verschiedenen Facetten des Themas. So wird beispielsweise die Frage thematisiert, ob soziale Medien Segen oder Fluch für die Meinungsäusserungsfreiheit und die Demokratie sind. Was sind Inhalt und Grenzen der Meinungsäusserungsfreiheit? Müssen die sozialen Medien reformiert werden?
Ein weiteres Modul beschäftigt sich mit der Zukunft der Demokratie. Weltweit stehen Demokratien unter Druck. Wie können wir dem entgegenwirken und was braucht es, damit Demokratien «gedeihen» können? Der Politikwissenschaftler Herfried Münkler schreibt in seinem Essay Die Zukunft der Demokratie, der die Grundlage für diese Diskussion bildet, dass die Demokratie der Zukunft auf das Vorhandensein vieler engagierter, sachlich kompetenter und urteilsfähiger Menschen angewiesen sei – sonst gehe sie unter.
Diese Beispiele zeigen auf, wie komplex die Fragestellungen sind und dass in einer Woche keine einfachen Antworten und Lösungen gefunden werden können. Dennoch gehört es zu den Bildungszielen der Schweizer Gymnasien, die geistige Offenheit sowie die Fähigkeit zum kritischen Denken und selbständigen Urteilen der Schüler:innen zu fördern – mit dem Ziel, sie neben der Erlangung der Hochschulreife auch auf anspruchsvolle Aufgaben in der Gesellschaft vorzubereiten.
Letztes Jahr fand das Polit-Podium grossen Anklang. Die Schüler:innen waren beeindruckt, wie die anwesenden Kantonsrät:innen miteinander – teilweise kontrovers – debattierten. Und andererseits auch darauf eingegangen sind, wie wichtig es ist, in einem politischen Gremium einen Konsens zu finden und den konstruktiven Dialog über die Parteigrenzen hinweg zu pflegen.
Des Weiteren haben uns einige Schüler:innen rückgemeldet, dass sie durch das Eintauchen und Vertiefen in ein politisches Thema während einer ganzen Woche richtig Lust bekommen haben, sich vermehrt mit Politik zu befassen und sich zu engagieren.
Ich wünsche den diesjährigen Maturand:innen, dass zumindest einige der eingangs gestellten Fragen beantwortet werden können. Und dass auch sie Lust bekommen, sich in einzubringen und unsere Gesellschaft mitzugestalten.
Karin Hunkeler
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