Die Idee der Pool-Tage

Was hinter der Idee der POOL-Tage steckt und warum der Stundenplan Mühe hat, wenn er sich selber aufheben soll, lesen Sie im aktuellen Wochenbrief.

Der Dienstag soll an der KUE ein besonderer Tag sein. Wir haben ihn POOL-Tag genannt: Die Idee ist, dass die Lektionen dieses Tages einen Pool bilden und die beteiligten Lehrpersonen die Programme ihrer Lektionen damit bilden. So sollen andere Formen des Lernens praktiziert werden können und keine Lektionen im traditionellen 45 Minuten-Takt stattfinden. Es soll problem- und projektorientiert gearbeitet werden, wobei je nach Spielanlage das Produkt oder der Prozess stärker im Fokus sein kann.

Warum uns das wichtig ist? Die Stärken des Lektionentakts sind offensichtlich. Das ist wohl auch einer der Gründe, wieso er so erstaunlich konstant ist, wie das Bild von 1869 zeigt. Die Schwächen dieser Art von Raster sind aber ebenso offensichtlich. Auch wenn letztere zum Teil durch Doppellektionen relativiert werden: Tage mit bis zu acht unterschiedlichen Themen im 45-Minuten-Takt sind ein Problem. Die enge Taktung stellt nicht nur grosse Anforderungen an die Konzentrationsfähigkeit der Schülerinnen und Schüler dar, sie bedingt schon im Grundsatz Beschränkungen: in den Aufgabenstellungen, in den Methoden, in den sozialen Interaktionsformen, in den Bewertungsformen, in der organisatorischen Beschränkung interdisziplinärer Aufgabenstellungen.  

Der KUE-Dienstag soll deshalb zunehmend ein stundenplanfreier Tag sein, also jenseits des 45-Minuten-Taktes funktionieren. Die Schülerinnen und Schüler arbeiten in Kleingruppen oder alleine, je nach Projektvorgabe. Sie treffen die Lehrpersonen für Besprechungen, oder sie haben Intensivunterricht in Teilgruppen: etwa um in den Fremdsprachen das Sprechen zu üben, in Deutsch über einen selbstständig erarbeiteten Roman zu diskutieren oder um in den Naturwissenschaften Experiementreihen durchzuführen.

Der Stundenplan hat es allerdings schwer, seine eigene Abschaffung darzustellen: Die elektronische Absenzenerfassung und – verwaltung laufen über Einträge in den Einzellektionen und das System sträubt sich bei der Idee eines stundenplanfreien Tages. Ein schönes Beispiel für die Janusköpfigkeit technischer Innovation: Sie produziert gleichzeitig neue Begrenzungen! Für den Moment behelfen wir uns mit einer anderen Farbgebung. Aber das Problem ist nicht zu unterschätzen: Die visuelle Macht des Rasters ist grösser, als uns bewusst ist.

Am 14. Mai werden wir Lehrerin und Lehrer am KUE-Weiterbildungstag unter anderem auch über die Ausgestaltung des POOL-Tages diskutieren. Der Unterricht gemäss Stundenplan fällt dann aus. Da es sich um einen Dienstag handelt, bedeutet das aber nicht, dass die Schülerinnen und Schüler nichts zu tun haben. Die Erledigung anstehender Aufgaben selber zu planen und sich die Zeit einzuteilen ist Teil dessen, was sie lernen sollen.

Jürg Berthold, Prorektor

Wochenbrief 19_17

 

Bild: Original Stundenplan von der Schule Westerende 1869