Countdown

Die Maturand:innen bereiten sich auf ihren Abschied vor.

Seit einigen Tagen hängt an der KUE eine Art Abreisskalender. Noch 28 Tage bis zum letzten Schultag, noch 27 Tage, noch 26…

Die Maturand:innen richten sich auf das Ende ihrer vom Stundenplan diktierten Lebenszeit ein. Der Countdown läuft bis am 29. Mai, dann wird der letzte Schultag mit einem hoffentlich schönen Abschiedsfest gefeiert.

Dass kurz nachher die schriftlichen und einige Wochen später die mündlichen Maturitätsprüfungen folgen, klammern die Maturand:innen offenbar etwas aus oder sie verdrängen es gar. Eigentlich freut es mich aber, dass die Prüfungen nicht als Schule wahrgenommen werden. Schliesslich haben aus meiner Sicht die Prüfungen im besten Fall auch den Charakter eines Festes. Die Schüler:innen zeigen, was sie können, und die Lehrpersonen freuen sich über die Leistungen.

Diesen Aspekt soll man nie aus den Augen verlieren. Selbst wenn nicht alle zum Abschluss Spitzenresultate erzielen, so wird doch deutlich, dass alle Maturand:innen in den letzten Jahren erhebliche Fortschritte in vielen Bereichen gemacht haben. Gerade an mündlichen Prüfungen ist es immer wieder schön zu sehen, wie die Kandidat:innen ein Gespräch auf Augenhöhe führen können. Nicht selten habe ich dabei als Sprachlehrer erlebt, dass man im Prüfungsgespräch gemeinsam eine neue Erkenntnis über einen Text gewinnt. Das ist beglückend.

Zurück zum Countdown. Eigentlich mag ich das Bild nicht, auch wenn ich alles Verständnis der Welt dafür habe, dass sich die Maturand:innen danach sehnen, bald vom Stundenplan befreit zu werden. Das Bild des Countdowns erinnert mich nämlich an den Abschuss einer Rakete. Aber unsere Schulabgänger:innen werden doch nicht quasi ins All geschossen, auf eine Umlaufbahn gebracht. Sie werden viel mehr in eine Studien- und Berufswelt eintreten, in der sie sich mit Neuem befassen. Beweglichkeit, Anpassungsfähigkeit, Neuausrichtung werden gefragt sein. Die Schubkraft müssen sie dabei immer wieder selber generieren.

Ich hoffe, dass wir diese Ressourcen gestärkt haben, indem wir den Schülerinnen und Schülern Gelegenheit gaben, ein angemessenes Selbstvertrauen aufzubauen. Dann werden sie nach der Matur nicht wie „unguided missiles“ irgendwo im Raum schweben, sondern ein selbstbestimmtes und hoffentlich glückliches Leben führen.

Ich wünsche allen Maturand:innen gute „letzte Tage“ an der KUE, und ich wünsche ihnen Prüfungen, an denen sie zeigen können, was sie gelernt haben und wie sie sich entwickelt haben.

Martin Zimmermann

Wochenbrief_2413