Ein befreundeter Historiker wurde vor einigen Jahren angefragt, ob er die Geschichte des Unterrichts an einer bestimmten Schule schreiben könne. Mit viel Schwung ging er die Aufgabe an, stellte dann aber recht schnell fest, dass ihm ein wirklicher Einblick in den Unterrichtsalltag verwehrt bleiben musste.
Zwar fand er viele Papiere, Unterrichtskonzepte, Protokolle von Fachschaftssitzungen, Unterrichtsentwicklungskommissionen, Beurteilungsberichte von Lehrpersonen etc., aber sachliche Beschreibungen von Unterrichtssituationen gab es kaum. Er fand zahlreiche Studien zur Einführung neuer Technologien (Sprachlabor, Taschenrechner, Computer), aber präzise Dokumentationen über den Einsatz dieser Hilfsmittel waren kaum vorhanden. Er fand Maturzeitungen, in denen Schülerinnen und Schüler ihre Unterrichtserfahrungen fasnachtartig parodierten, aber nüchterne Berichte darüber, was in einem Schülerkopf während der vielen Lektionen abläuft, blieben unauffindbar. Der Unterricht und die Geschichte des Unterrichts mussten eine Black Box bleiben.
Sie, liebe Leserinnen und Leser des Wochenbrief, dürfen nun etwas Licht in die Black Box Unterricht an der KUE bringen.
In dieser Woche dürfen Sie nämlich den Unterricht an unserer Schule besuchen. Herzlich willkommen!
Schon nur Ihre physische Präsenz wird aber dazu führen, dass nicht einfach Alltag herrscht. Wenn man als Lernende oder Lehrende beobachtet wird, verhält man sich automatisch etwas anders, man fühlt sich wie auf einer Bühne. Ihre Anwesenheit, liebe Besucherinnen und Besucher, verändert die Unterrichtssituation, obwohl wir uns sicher Mühe geben werden, möglichst «business as usual» zu zeigen. Der ganz normale Durchschnittsunterricht wird eine Black Box bleiben müssen.
Wir freuen uns aber sehr, wenn Sie mit Ihrer Präsenz in der Besuchswoche Interesse an unserer Schule und dem Unterricht an der KUE zeigen!
Und wir freuen uns auch, wenn Sie uns Ihre Beobachtungen nachher mitteilen. Ihr Feedback ist willkommen!
Martin Zimmermann, Rektor
PS: Gerne weise ich Sie an dieser Stelle auf ein Unterrichtsergebnis hin. Die drei Lehrpersonen Mario Leimbacher, Aline Widmer und Denise Gassner haben mit der Klasse 1a im Frühlingssemester ein interdisziplinäres Projekt über Vögel durchgeführt. Entstanden sind dabei modellierte Landschaften mit bestimmten einheimischen Vögeln, über die sich die Schülerinnen und Schüler informiert hatten. In englischen «Tagebucheinträgen» präsentieren die Jugendlichen Situationen, die zu den jeweiligen Vogelarten gehören.
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