Verwandlungen

Die 6d besuchte am Freitag «Die Verwandlung» von Kafka, eine Gruppe der 6e «The Making of Pinocchio» von Cade & MacAskill. Die Stücke kamen sehr unterschiedlich an.

Eine Szene aus der «Verwandlung» nach Kafka.

«We were gay, now we’re straight. We were weird, now we’re normal.» Liebe, Sex und Transformation vor dem Hintergrund LGBTQAI+ am Beispiel von Pinocchios Verwandlung – so eine kurze Zusammenfassung des Stücks von «The Making of Pinocchio» von Cade & MacAskill am Theater Gessnerallee in Zürich.

Dass seine lange Nase dabei eine Rolle spielen würde, war vorauszusehen. Lara Oberholzer, Max Brauner, beide aus der Klasse 6e, und ihre Englischlehrerin Isa Grevener waren sehr gespannt auf die ungewöhnliche Performance.

Das Stück war eine Herausforderung für die Sinne, sowohl akustisch mit Geräuschen, visuell mit einem grossen Bildschirm, einer Bühne und optischen Täuschungen, als auch sprachlich. Denn die beiden queeren, aus Glasgow stammenden Schauspieler:innen sprachen Englisch mit einem Hauch von schottischem Akzent.

Und ein bisschen getriggert hat die Aufführung schon. Erst im Nachhinein wurde klar, weshalb vor der Aufführung des Stücks eine Person vorgestellt wurde, an die man sich während der Aufführung jederzeit wenden konnte, wollte man sich mit jemandem über die dargestellten Szenen austauschen. Das Stück war sehr gelungen und anregend, aber auch sehr anspruchsvoll. Empfehlung: Eight out of ten.

Kafka im Schiffbau
Auf weniger Begeisterung stiess das Stück «Die Verwandlung» von (oder besser: nach) Franz Kafka, Regie Leonie Böhm, aufgeführt am gleichen Abend in der Schiffbau-Box des Zürcher Schauspielhauses. Die Klasse 6d, die zuvor Kafkas Text studiert hatte, besuchte die Aufführung mit Deutschlehrer Matthias Böhni.

Schon während der Vorstellung gab es lange Gesichter, weil man von Kafkas beklemmender Käfer-Erzählung fast nichts erkannte. Am Anfang und am Schluss ein Zitat, dazwischen ein paar Anspielungen, ansonsten viel Klamauk (die NZZ schrieb von «Etikettenschwindel»). Nicht überall, wo Kafka drauf steht, ist auch Kafka drin. Das Publikum jedenfalls war nicht sonderlich begeistert, und die drei Schauspieler:innen schienen das zu spüren.

Nach der Vorstellung gingen die Wogen in der Klasse hoch: Die Schüler:innen fragten sich, was genau diese Vorstellung mit dem Text von Kafka zu habe, warum eine der drei Schaupieler:innen minutenlang halbnackt mit demonstrativ gespreizten Beinen über Sex reden und dabei in der Nase bohren müsse? Jemand meinte rundheraus: «Chabis.»

Man fand allerdings auch Analogien zu Kafkas Text. So zeigten sich die Protagonist:innen immer wieder als verletzliche Wesen. Und «Ungezieferhaftes» war in der Vorstellung, in der eifrig geplanscht, gesprochen, gerochen und gekrochen wurde, eigentlich permanent vorhanden.