Die aktuellen Zahlen sind beängstigend, internationale Vergleiche lassen die Schweiz nicht gut aussehen. Wir wissen nicht, unter welchen Bedingungen wir bis zu Weihnachten leben werden.
Das gilt natürlich auch für die Schule. In welcher Art der Unterricht in zwei Wochen durchgeführt werden kann, ist ungewiss. Ebenso mit Unsicherheit behaftet sind all die Projekte, welche von der Erziehungsdirektorenkonferenz und der Zürcher Bildungsdirektion angestossen worden sind, um die Gymnasien weiterzuentwickeln. Der vorgesehene Zeitplan für die Reformen ist unter den Corona-Bedingungen kaum einzuhalten.
Für uns an der KUE lassen sich aber gewisse Arbeiten nicht verschieben. Wir müssen weiterhin die Schule aufbauen, und das tun wir immer noch mit Freude, obwohl man im Moment etwas mutlos werden könnte.
So banal es tönen mag. Mir hat in dieser Situation die Lektüre eines Buchs geholfen. Rutger Bregman zeigt in seinem Werk («Im Grunde gut. Eine neue Geschichte der Menschheit». Rowohlt 2020), dass der Mensch viele Krisen überlebt hat, weil er sich «gut» verhalten hat. Das heisst, die Menschen halfen sich in schwierigen Zeiten gegenseitig, längerfristig setzten sich immer diejenigen durch, die kooperieren wollten.
Rutger Bregman fordert uns deshalb auf, die positiven Geschichten wahrzunehmen, die im medialen Nachrichten-Business keine Beachtung finden.
Diesem Rat folge ich gerne, indem ich drei Beispiele aus meinem beruflichen Alltag nenne.
Erstens: Eine Mutter reagierte mit einem freundlichen Mail auf unsere Mitteilung, dass eine Lehrperson in Quarantäne gehen und sich testen lassen müsse. Der kleine Mail-Wechsel, der dadurch entstand, zeigte, dass wir uns an der Schule als Gemeinschaft verstehen. Die Eltern nehmen Anteil am Wohlergehen der Lehrpersonen.
Zweitens: Ein Schüler hat uns eine Mitteilung zukommen lassen, in der er über ein Problem nachdenkt, das sich in einer Themenwoche ergeben hat. Der Text zeigt, in welcher Art der junge Mann Verantwortung in der Klassengemeinschaft übernehmen will. Eindrücklich.
Und das dritte Beispiel stammt von einem Schulleiterkollegen. Er hat die Idee, in den nächsten Wochen für jede Klasse einzeln einen Kulturanlass durchzuführen. Die Jugendlichen sollen auch in der Corona-Zeit vielfältige Anregungen bekommen. Es gehe aber auch darum, der lokalen Kulturszene Auftritte zu ermöglichen.
Solche good news findet man kaum in den Medien. Sie haben aber das Potenzial, uns zu motivieren, die nächsten Wochen mit Freundlichkeit, Verantwortungsgefühl und Ideenreichtum in Angriff zu nehmen.
Martin Zimmermann
Wochenbrief_2045