Mit der «Creative Hall» wird die KUE noch kreativer
Raphael Barengo, was ist eine «Creative Hall»?
Dort werden im weitesten Sinn kreativ Dinge erschaffen. Es ist einerseits eine offene Werkstatt mit verschiedenen digitalen Geräten, ein sogenannter «Makerspace». Andererseits ist es auch eine Experimentierhalle, wo man allgemein Experimente und Projekte planen und durchführen kann. Die Creative Hall soll dabei nicht nur als «simple» Werkstatt dienen, sondern Studierende und Lehrpersonen zusammenbringen, welche etwas erschaffen wollen – ein Ort des Austausches und der Kreativität.
Was kann man denn im Makerspace machen?
Man erschafft Einzelstücke, Prototypen oder auch Kunstwerke, beispielsweise mit 3D-Druckern, Laser-Cuttern, Fräsen, Lötstationen, aber auch Strickmaschinen oder T-Shirt-Druckpressen. Ein Beispiel wäre auch der Stratoballon, den wir 2022 an der KUE steigen liessen, oder ein Prototyp eines an der Decke fahrenden Fahrzeugs, das im Rahmen einer Maturarbeit mit dem 3D-Drucker entwickelt wurde. Oder auch Guezliformen, die kürzlich eine zweite UG-Klasse designt und dann im 3D-Drucker ausgedruckt hat.
Gibt es auch eine Kaffeemaschine?
Wenn, dann eine, welche die Schülerinnen und Schüler im Schulnetz anbinden und mit einer App steuern oder freischalten könnten.
Und was macht man in der Experimentierhalle?
Dort können Fachschaften und Gruppen naturwissenschaftliche Experimente im Rahmen eines Praktikums oder auch eines Poolprojektes durchführen. Aber auch andere Team-Aktivitäten sind möglich: Man kann zum Beispiel Podcasts herstellen, an Start-Up-Projekten arbeiten oder für Maturarbeiten experimentieren. Die Experimentierhalle ist für Gruppen und Teamarbeiten eingerichtet und entsprechend bestuhlt. Sie richtet sich explizit nicht nur an die Naturwissenschaften, sondern an alle Fachbereiche, welche solche Unterrichtsgefässe unterstützen und fördern.
Wie verteilen sich Makerspace und Experimentierhalle in der «Creative Hall»?
Die beiden Bereiche erhalten je die Hälfte des Raumes. Die Gesamtfläche entspricht etwa vier Schulzimmern, was auch ungefähr der Fläche der Maker- und Experimentierhalle am See entspricht. Mit mobilen Raumtrennern kann variiert und auch für eine privatere Atmosphäre gesorgt werden. Wer sich in die Halle begibt, muss sich aber bewusst sein, dass es dort «lebt», das heisst, dass parallel auch andere Aktivitäten stattfinden. Vorzugsweise soll die Creative Hall für das autonome Arbeiten in Gruppen verwendet werden. Sie eignet sich nicht für Frontalunterricht.
Warum braucht die KUE so eine Halle?
Zurzeit fehlt uns eine Werkstatt, in welcher Schülerinnen und Schüler, zum Beispiel im Rahmen einer Maturarbeit oder eines Start-ups, Modelle und Produkte entwickeln und fertigen können. Dank der Creative Hall lassen sich zudem neue Unterrichtskonzepte didaktisch und inhaltlich verwirklichen, und alle Schulmitglieder können dort moderne Techniken kennenlernen, seien es CAD-Programme, 3D-Drucktechniken, Löten, elektrische Schaltkreise oder Sensoren in Netzwerken im Rahmen von «IoT», «Internet of Things».
Wer hat das Konzept entwickelt?
Biologielehrer Oliver Strauss, Chemielehrer Manuel Burkhalter und ich. Im Rahmen der Planung des neuen Schulhauses am See förderte die Schulleitung mit dem KUE-Kollegium neue Raumkonzepte. Da lag es auf der Hand, dass ich mich um den Makerspace kümmerte, weil ich als Physik- und Informatiklehrer immer wieder Unterrichtsprojekte mit Mikrokontrollern, Minicomputern, elektrischen Schaltkreisen und auch 3D-Druckern durchgeführt habe. Durch den Besuch des Makerspace der ETH, des «Student Project House» an der Clausiusstrasse und auf dem Hönggerberg, konnte ich weitere Erfahrungen sammeln.
Ist die KUE das erste Gymi in der Schweiz mit einer «Creative Hall»?
Das ist schwierig zu sagen. Ich denke, dass in vielen Physikwerkstätten typische Makerspace-Geräte zur Verfügung stehen – aber das Konzept der Creative Hall habe ich bislang noch nirgends gesehen.
Interview und Fotos: Matthias Böhni