Wenn man in diesen Tagen in den Klassen der Kanti Uetikon sitzt, nimmt man zweifellos Müdigkeit wahr. Das letzte Quartal im Jahr ist anstrengend, und das wirkt sich auf alle aus.
Aber man stellt auch fest, dass die Schülerinnen und Schüler in den ersten Monaten der neuen KUE bereits einiges gelernt haben. Es macht Freude zu sehen, wie sie sich zum Beispiel auf Spanisch schon ein wenig ausdrücken können. Es ist auch eindrücklich zu hören, wie sie in der Biologie Fachbegriffe verwenden. Dabei ist durchaus ein bisschen Stolz zu spüren. Wer mit der grössten Selbstverständlichkeit die Reaktionsgleichung der Photosynthese aufschreiben kann, erlebt Selbstvertrauen. Und wenn man im Französisch eine witzige Bemerkung versteht, ist sie doppelt lustig.
Die Schülerinnen und Schüler der KUE machen also Lern-Fortschritte. Das gehört sich für eine Schule, und wir dürfen uns darauf noch nichts einbilden.
Was mir aber sehr wichtig ist und was zum Glück neben den fachlichen Fortschritten auch zu beobachten ist: Die Schülerinnen und Schüler der KUE machen Erfahrungen. Wenn man die Fotos vom Nacht-OL anschaut, der im Rahmen der Themenwoche «Licht» durchgeführt worden ist, spürt man, dass die Jugendlichen herausgefordert waren. Es regnete, war kühl und dunkel – unter diesen Bedingungen, mit Hilfe einer Karte die Posten zu suchen, das ist eine echte Herausforderung. Ich zweifle aber nicht daran, dass diese Erfahrung die Jugendlichen gestärkt und sie in ihrer Entwicklung weitergebracht hat.
Im Biologie-Praktikum – um eine andere schulische Erfahrung zu nennen - müssen die Lernenden sorgfältig arbeiten, vorsichtig mit dem Material umgehen und die Experimente genau beobachten. Da braucht es nicht nur Fachwissen, sondern auch handwerkliche Geschicklichkeit sowie sprachliche Präzision.
Die Klasse 1b besuchte im Rahmen der Themenwoche die Ausstellung «Gegenlicht. Meisterstücke des französischen Impressionismus» (Museum Langmatt). In der Führung war die Rede von der Länge der Schatten, an denen man wie auf einer Uhr die Tageszeit (und die Jahreszeit) ablesen kann. Zufällig las die Klasse dann im Unterricht eine berühmte Ballade von Schiller, «Die Bürgschaft». Die Schülerinnen und Schüler erkannten in den folgenden drei Versen sofort das Prinzip, das sie in der Besprechung der impressionistischen Bilder thematisiert hatten:
«Und die Sonne blickt durch der Zweige Grün
Und malt auf den glänzenden Matten
Der Bäume gigantische Schatten.»
Wenn unsere Schülerinnen und Schüler lernen, lernen sie nicht nur «Stoff». Dies ist auch ganz im Sinne der Ziele, die im eidgenössischen Maturitätsanerkennungsreglement formuliert sind: «Die Schulen streben eine breit gefächerte, ausgewogene und kohärente Bildung an, nicht aber eine fachspezifische oder berufliche Ausbildung. (...) Die Schulen fördern gleichzeitig die Intelligenz, die Willenskraft, die Sensibilität in ethischen und musischen Belangen sowie die physischen Fähigkeiten ihrer Schülerinnen und Schüler.»
Martin Zimmermann
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