“Are you ready to walk on the moon?” “Yes, I am!” Ich sitze befestigt in meinem Moon-Walk Stuhl, meine Gruppenmitglieder feuern mich an, der Crew-Trainer lässt mich los… ich laufe auf dem Mond, ohne dass ich tatsächlich auf dem Mond bin?! Nicht nur das konnte ich erleben, sondern auch weitere großartige Simulatoren wie einen Zero-Gravity Simulator, einen Space-Rotation Simulator…wir konnten sogar als Team in Kampfjet-Simulatoren fliegen und versuchen unsere Gegner abzuschiessen.
Die Anreise zum US Space & Rocket Center in Huntsville Alabama war schon die erste Challenge welche ich hatte bewältigen müssen, bevor ich diese Space-Simulatoren in Anspruch nehmen durfte: eine elf-stündige Reise ohne Eltern über den Atlantik. In Huntsville angekommen, wurde ich herzlich von einem Crew-Trainer im blauen Space-Suit empfangen genommen und mit weiteren Ankömmlingen in einem Space-Shuttle-Bus zum Campus gefahren. Hier fing das Nummern austauschen mit internationalen Schülern schon an. Einer war aus Kolumbien, die andere aus Belgien und ein weiterer aus Kanada. Den restlichen Abend hatten alle Teilnehmer Zeit, ihre Sachen auszupacken und sich fürs Schlafen-gehen bereit zu machen. «Die nächste Woche wird vollgepackt sein», informierte uns die Crew-Trainerin. Ich fühlte mich am Anfang so wie im Militär, die Zimmer hatten keine Fenster, die Bette waren steinhart und als es Nachtruhe hiess, war wirklich Nachtruhe und es durften keine Gespräche mehr geführt werden. Ich habe mich in den nächsten Tagen daran gewöhnt, dass auch morgens um sieben unsere Crew-Trainerin ins Dunkle hereinstürmt und schreit: «LIGHTS ON IN 3, 2, 1…»
Alle Tage der Woche fingen um sieben Uhr an, eine halbe Stunde Zeit fürs Anziehen, Zähneputzen und Zimmer aufräumen, denn während des Tages kamen wir nicht zu unserem «Habitat» (Schlafort) zurück. Wir trafen uns alle draussen und mussten uns zu unserer zugeteilten Gruppe hinstellen. Es waren sechs * 16-er-Gruppen im Ganzen, und diese Gruppeneinteilung blieb so für die restliche Woche.
Auf dem Programm standen verschiedene Space-Missions. Da hatte ich zum Beispiel einmal die Rolle einer Astronautin, musste den ganzen Astronauten-Anzug anziehen und in einem Gestältchen eine Rakete in der Luft mit Rasierschaum reparieren, während mir ein Instruktor (ein weiteres Gruppenmitglied) Anweisungen über das Mikrophon zur Reparatur gab. Ich fühlte mich in diesen Momenten sehr professionell und hatte immer viel Spass dabei. Weitere Punkte auf dem Programm waren Vorträge in einem Auditorium. Wir nannten sie «TED-Talks», denn sie waren so inspirierend und lehrreich wie TED-Talks.
An einem Nachmittag konnten wir als Gruppe eine kleine Rakete bauen, welche etwa zwanzig Meter hochgeflogen und mit dem Gleitschirm wieder gelandet ist. Auch Experimente wurden während der Woche durchgeführt. Zum Beispiel bauten wir selbst einen TPS, ein Thermal-Protection-System, das jede Rakete beim Einflug in die Erdatmosphäre benötigt, damit die Rakete nicht verglüht: Wir traten gegen andere Gruppen an, um zu schauen, welches am längsten die Hitze eines Bunsenbrenners aushalten kann.
Das Tagesprogramm war immer vollgestopft, aber Zeit fürs Essen gab es immer. Alle Mahlzeiten waren in einer Space- Kantine und jede Mahlzeit repräsentierte ein anderes Land. Einmal kam ein typisch schweizerisches Menu: Älplermagronen, Fondue in einer kleinen Schüssel und Rösti. Entschuldigung Amerika, aber ich werde nie mehr Schweizerspezialitäten in eurem Land ausprobieren, es war nicht wirklich der Knaller der Woche…
Sobald es draussen dunkel wurde, waren unsere Konzentration- und Teamwork-Skills nicht mehr so gefragt. Filme wurden geschaut, zu Karaoke Musik gesungen und getanzt, Brettspiele gespielt. Am Donnerstag, dem letzten Abend, war Graduation Night. Da bekamen wir unsere Diplome, als Beweis, dass wir diesen Space-Camp erfolgreich absolviert hatten, und wir konnten den restlichen Abend lang tanzen und mit unseren neuen Freunden zusammen sein.
Die Freunde die ich dort gefunden habe, sind das wirkliche Highlight der Woche. Alle dort waren sehr offen, freundlich und locker. Aber in dieser Gruppe habe ich mich am wohlsten gefühlt: mit Tessa, einer Rothaarigen aus Pennsylvania, sie war sehr optimistisch und konnte alle immer zum Lachen bringen. Mit Ellena aus London, einer sehr schlauen und wissenden, aber gleichzeitig humorvollen Person. Mit Aaron dem Kanadier, welcher, -keine Ahnung wieso-, die unnötigsten Sachen auswendig gelernt hatte und uns diese lustig vorgetragen hat. Mit Catalina aus Chile, einem fürsorglichen, liebvollen und netten Mädchen, und anschliessend mit der Genferin, Krishna, welche ich unbedingt nach der Corona-Krise besuchen will. Ich konnte mit ihnen über alles reden und eine spassige Zeit haben. Auch wenn es «nur» eine Woche war, hatte ich das Gefühl, ich würde sie schon seit einer Ewigkeit kennen. Ich vermisse sie sehr, wir haben aber trotz der grossen Distanzen noch einen engen Kontakt.
Das Space-Camp in Alabama war ein eimaliges, unvergessliches Erlebnis. Es hat mein Leben verändert und mir sozusagen eine andere Sicht auf die Erde und die Menschen, die um mich herum leben und atmen, gegeben. Wir müssen unsere Welt erkunden. Wir müssen die mögliche ausserirdische Zukunft auf weitere Planeten, die uns das Universum zu Verfügung stellt, entgegennehmen.
Elisa Strebel, 4a